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‘walk with me’ ist ein Kunstprojekt, daß einlädt alleine mit der Künstlerin Petra Johnson Affekte des täglichen Lebens in verschiedenen Städten einzusammeln. Das Format ist ein gemeinsamer Spaziergang. Der Weg führt von einem Kiosk zu einem ikonischen Gebäude oder einer Landschaft, die bezeichnend für die Stadt ist. Zur Zeit gibt es äquidistante Strecken (60 Minuten in Johnson Schritten) in Peking, Köln, Shanghai, Xiamen, Taidong (Taiwan) und Berlin. Rebecca Solnit schreibt, ‘Wenn man zwischen zwei festgelegten Punkten spazierengeht, dann transformiert man den Raum dazwischen in einen Garten, einen öffentlichen Garten ohne Zäune.’ (Wanderlust. 2002: 167). ‘walk with me’ lädt ein, diesen Garten zu begehen. Obwohl die Route vorgeschrieben ist, wird sie durch Stichwörter, die die Künstlerin in regelmassigen Abständen vorgibt, von ihrem(r) Begleiter(in) immer wieder neu definiert. Jeder Spaziergang ist in 15 Abschnitte unterteilt und für jeden Abschnitt gibt es einen spezifischen Gedankenanstoß. Die Intervalle zwischen den Abschnitten werden zu Inseln des Nachdenkens, auf der vergängliche Momente des Alltags in Worte gefasst werden. Diese 'Human Writings' werden in einem Archiv ‘Komposition des Alltäglichen’ gesammelt.
 
Die oben beschriebene Struktur ermöglicht es, einen Raum anzubieten, der nicht ideologisch besetzt ist.
 
Jeder Spaziergang mit einem Fremden ist ausserhalb des etablierten Rahmens und enthält Potential. Während des Spazierganges transformieren wir uns indem wir miteinander bekannt werden. Wir inkarnieren eine Gemeinsamkeit. ‘walk with me’ fragt: ‘Was kann sich aus diesem Prozess der Gemeinsamkeitsbildung formieren?’
 
Hintergrund
2011 bat mich das Kulturamt Köln, ein Kunstprojekt für die 25-jährige Städtepartnerschaft Köln-Peking zu konzipieren. Eine Stadt wird von den Menschen, die in ihr leben gemacht. ‘walk with me’ schafft ein gemeinsames Terrain und bepflanzt es mit gemeinsam beobachteten Momenten des Alltags.
 
Resümee Sommer 2013
Viele meiner Begleiter(innen) geniessen es, nicht entscheiden zu müssen, ob es links oder rechts lang geht. Manchmal möchte ein(e) Begleiter(in) eine andere Richtung einschlagen, um mir, der Fremden, etwas zu zeigen. Manchmal bestehen meine Begleiter darauf, mich auf einen Weg ihrer Wahl mitzunehmen. Auf Grund dieser Erfahrungen, habe ich eine alternative Routenfindung entwickelt. Eine Methode, deren Resultat uns beiden die Rolle des Patronaten zuteilt und die Erfahrung des gemeinsamen Entdeckens bereichert:
Im Vorlauf lassen meine Begleiter eine präparierte Länge Schnur, die 60 Minuten Spaziergang entspricht, auf eine entsprechend abgestimmte Karte der Stadt, die wir begehen wollen, fallen. Die Schnur hat 14 äquidistante Knoten, die die Intervalle markieren. Im alten Ägypten waren Seile mit Knoten ein Instrument der Landvermesser. Die Wegstrecke, die die Schnur vorweist, ist die Linie, die wir sowohl spazieren führen als auch die Linie, entlang der wir spazieren gehen. Wir begleiten sie so gut wir können. Manchmal überlagern sich verschiedene Spaziergänge, manchmal begegnen sie sich. In dieser alternativen Version von ‘walk with me’, wird nicht mehr eine Linie mit Erinnerungen und Erfahrungen vertieft, sondern es wird eine Ebene sichtbar, die aus einem Gewebe von sinnlichen Erfahrungen besteht.
 
Petra Johnson
 
‘walk with me’ bedankt sich beim Kulturamt, Köln, dem Bürgermeisteramt, Köln, dem Goethe Institut, Peking; 'homeshop', einer Künstlerinitiative in Peking; Anja Götte, Sinologin und Kuratorin, Berlin; der NRW Kulturstiftung, Deutschland; der Shanghai Biennial 2012/3; dem Zhongshan Park Projekt und Equality Art Studio, Xiamen, China; Taitung Kulturamt und Taidong Art Museum, Taiwan.